Adelaide-River Torrens mit Convention Centre und Hotel Intercontinental (halblinks der Turm)
Naracoorte-Adelaide Anreise, Hügelland in der Nähe von Murray Bridge
Eine große Veränderung stand vor meiner Tür. Der erste lange Reiseabschnitt von Sydney nach
Adelaide mit dem Auto würde nun bald zu Ende gehen. Fast 9.000 Kilometer lagen bereits hinter mir und einige hundert würden in den nächsten Tagen wohl noch dazu kommen. Ich verließ Naracoorte und setzte zum großen Sprung an. Ein wenig Bauchweh hatte ich immer, wenn ich ohne eine Vorausbuchung in eine große Stadt kam, doch die Erfahrung der letzten Monate hatte mich gelehrt, dass meine Sorgen allesamt unbegründet waren. Meine Route über nicht ganz 350 Kilometer brachte mich zunächst durch ein Gebiet großer Weingüter, darunter auch den sehr bekannten Winzerhof
Seppelt. Später fuhr ich lange durch ödes monotones Flachland, bevor wieder ein paar Hügel am Horizont erschienen. Ich hatte mich für die Route im Landesinneren entschieden, da die Küstenvariante länger gedauert und mich zu sehr abgelenkt hätte. In
Coomandook kurz vor
Tailem Bend hielt ich eine kurze Pause. Die Gegend war nicht wirklich sehr spannend, und ich war neugierig, wie sich Adelaide präsentieren würde. In Tailem Bend blickte ich auf den
Murray River hinunter, der sich mit dem niedrigsten Gefälle aller australischen Flüsse 650 Kilometer durch Südaustralien windet.
Naracoorte-Adelaide Anreise, Einfahrt über die Adelaide Hills
Beginnend mit
Murray Bridge, der fünftgrößten Stadt in Südaustralien, geriet die Landschaft nicht mehr allzu weit von den Vororten Adelaides entfernt endlich in Bewegung. Die Hügel wurden höher und ein wenig grüner, der Verkehr begann zuzunehmen. Vor der eigentlichen Stadteinfahrt durchkreuzte ich die
Adelaide Hills, ehe es auf der Stadtautobahn stark bergab zu den großen Einfallsstraßen weiterging. Ein Megastau empfing mich am Ende der Autobahn. Erst als ich nach
Glenelg, einem berühmten Vorort mit schönem Strand abbog, hatte ich wieder freie Fahrt. Was mir gleich auffiel, war die schöne Lage Adelaides in einer Ebene zwischen Meer und den Hügeln. Für mich begannen ab der Einfahrt die bangen Minuten. Wohin würde mich das Navi exakt bringen, und würde die Unterkunft preislich und qualitativ passen? Ich hatte eine Adresse aus einem Katalog eingegeben, die in Glenelg lag, einen Ort, den ich mir bewusst ausgesucht hatte. Nach weiteren rund fünfzehn Kilometern war ich am Zielort angekommen.
Im
Adelaide International Motel erkundigte ich mich nach einem Zimmer für mehrere Nächte. An der Rezeption empfing mich ein sehr freundlicher kooperativer Mitarbeiter, der mir umgehend einen schönen großen geeigneten Raum zum fairen Preis anbot. Damit war meine Landung
punktgenau zustande gekommen. Ich erhielt aufgrund meiner langen Aufenthaltsdauer ein Familienzimmer mit Internetanschluss und konnte mehr als zufrieden sein. Der Mann händigte mir auch einen Stadtplan aus und gab mir die Adresse des nächstgelegenen
Flight Centres durch. Da ich nach
Alice Springs weiterfliegen wollte, musste ich mich rasch um einen geeigneten Flug samt Unterkunft und neuen Mietwagen kümmern. Die bekannte
Jetty Road in Glenelg, wo das Reisebüro seinen Standort hatte, war auch nur wenige hundert Meter vom Motel entfernt. Ich ließ mir ein Angebot ausarbeiten und fuhr weiter Richtung Strand. Dort war es schwierig, einen nicht zahlungspflichtigen Parkplatz zu finden. Schließlich fand ich einen Platz in der Nähe der
Wigley Reserve unweit der Marina. Durch das etwas längere Suchen verpasste ich leider den Sonnenuntergang am Strand, der sich nach Westen ausrichtete. In der Marina erwischte ich noch die letzten roten Strahlen, die durch das Wehr in den Bootshafen leuchteten. Das war keine billige Gegend hier. Vor den Einkaufspassagen und Restaurants der Flaniermeile lagen schöne Yachten im Wasser. Am Pier hinter dem Strand wanderte ich die Promenade entlang. Die Sonne war versunken, der Himmel am Horizont noch rot-orange eingefärbt. Zum
Adelaide-Glenelg, Abenddämmerung am Marina Pier
Abschluss kletterte ich die großen Steine am Hafendamm ein Stück hinaus und blickte auf die Promenade und die Bootseinfahrt. Glenelg war eine sehr gute Wahl, ich war froh, genau hier gelandet zu sein.
Die Glenelg Jetty Road führt direkt an den Steg in der schönen
Holdfast Bay, dem angeblich beliebtesten Strand in ganz Südaustralien. Am frühen Nachmittag spazierte ich durch die lebendige Jetty Road vorbei am Vorplatz zum Steg hinaus auf das Wasser. Es herrschte mediterranes Flair, der Platz war von Palmen gesäumt und das Wetter prächtig. Von Herbst war an diesem Tag hier nichts zu merken. Direkt vor der Mole stand das Erinnerungsdenkmal an den einhundertsten Jahrestag der Gründung von South Australia aus dem Jahr 1936. An der Spitze des Monuments war ein Miniatur-Dreimaster aufgesetzt. Draußen auf der Mole sprangen die Kinder von den tragenden hohen Stegpfosten ins Wasser, obwohl auf allerlei Tafeln strenge Strafen angedroht waren. Vom Wasser ließ sich fein auf die Strandpromenade mit der Gebäudezeile schauen.
Adelaide-Glenelg, am Eingang zum Jetty
Im Flight Centre buchte ich dann endgültig meinen Aufenthalt im Outback samt Mietwagen, was ein kleines Vermögen kostete. Das war wirklich sehr niederschmetternd, und ich hatte das Gefühl, dass man die Distanzen in Australien und das Unwissen der Reisenden in diesem Fall besonders ausnützte. Nachher ist man immer gescheiter, doch ich wollte im geografischen Zentrum Australiens keine unnötigen Risiken eingehen, sondern die Highlights ungehindert erleben können. Jedenfalls hatte ich nun alles, was mir wichtig war, in der Tasche und musste nur noch hinfliegen. Das würde aber noch eine Weile dauern, denn vorerst stand die Erkundung Adelaides und Umgebung am Plan.
Mit der modernen
Tramway fuhr ich von
Glenelg East in weniger als einer halben Stunde mitten ins Zentrum von Adelaide auf den
Victoria Square. Der Victoria Square ist das Zentrum des CBDs, von wo aus alle bedeutenden Straßen ihren Ausgang nehmen. Keine hundert Meter entfernt in der
Grote Street liegt der Adelaide
Central Market. Der größte Markt der Stadt ist überdacht und seine malerischen Stände sind mit Frischobst, Gemüse und anderen Köstlichkeiten vollgepackt. Bei einem Rundgang besorgte ich mir ein paar Schmankerl, die ich später in meinem Zimmer
genießen wollte. Vom Victoria Square nach Norden und Richtung Süden verläuft die
King William Street, die Prachtstraße der Stadt. In dieser breiten Straße stehen einige sehenswerte Bauwerke, an denen ich kurz vorbeistreifte. Bei meinem Erstbesuch wollte ich nur schnell einmal einen Überblick über die Größe und Art der City erhalten. Ich ging weiter über die
Rundle Mall in die
Rundle Street, die sich als Shopping-Meile präsentierte. Ein großer Apple-Store erregte neuerlich meine Aufmerksamkeit, so wie vor vielen Wochen in Bondi-Junction in Sydney. Ich ging einfach hinein und betrachtete die neuesten Errungenschaften der Telekommunikation. Endlich fand ich auch ein Visitor-Centre und bekam einen Stadtplan und Informationen, was mir bereits abgegangen war. Über die
North Terrace, an der sich die sehenswerten Gebäude der Universität, von verschiedenen Museen, der Art Gallery, des Government House und Denkmäler befanden, kehrte ich wieder in die King William Street zurück und fuhr mit der Tramway nach Glenelg ins Motel.
Adelaide ist die Hauptstadt des Bundesstaates South Australia und liegt am Saint-Vincent-Golf. Die Küstenstadt hat etwa 1,3 Millionen Einwohner und wurde vom ersten Gouverneur des Staates, Captain
John Hindmarsh (1785-1860),
Adelaide-King William Street
im Jahr 1837 nach der britischen
Queen Adelaide benannt. Im Gegensatz zu anderen Städten wie Sydney oder Hobart ging Adelaide nicht aus einer Sträflingskolonie hervor. Aufgrund zahlreicher Kulturveranstaltungen trägt Adelaide auch den Beinamen
„Festival City“. Auch die Bezeichnung
„City of Churches“ ist für Adelaide gebräuchlich. Zwischen den Jahren 1985 bis 1995 war die Stadt auch Austragungsort des Großen Preises von Australien der Formel 1 auf dem Adelaide Street Circuit. Die Stadt Adelaide selbst besteht im Grunde nur aus dem Stadtkern innerhalb des Parkrings, unterteilt in Adelaide und Adelaide North und hat weniger als 20.000 Einwohner. Doch werden die direkt umliegenden etwa 250 Orte zum städtischen Bereich hinzugezählt.
Geografisch liegt Adelaide nördlich der Fleurieu-Halbinsel zwischen dem Gulf Saint Vincent und dem Mount Lofty Gebirge und erstreckt sich zwanzig Kilometer von der Küste bis zu den Ausläufern des Gebirges. Die Fläche der Metropolregion beträgt 870 Quadratkilometer und liegt durchschnittlich auf einer Höhe von fünfzig Metern. Der
Mount Lofty ist mit 727 Metern der höchste Punkt dieser Region.
Adelaide-Bonython Hall der Universität an der North Terrace
Grundsätzlich halte ich wenig von Reihungen und Prämierungen in verschiedenen Klassen, doch Adelaide ist nach meinen bisherigen Erlebnissen erstens jedenfalls einen Besuch wert und zweitens eine sicherlich sehr lebenswerte Stadt (Nach einer Reihung von Lonely Planet gehört Adelaide zu den
Top 10 Lonely Planet Weltstädten in 2014).
Das Zentrum mit der gelungenen Mischung aus historischen Gebäuden, breiten Straßen, Parks, Cafés und Restaurants ist von grünen Parkanlagen umgeben. Die sanften Hügel im Osten und die Strände im Westen machen die Orientierung sehr einfach. Zum Flughafen beträgt die Distanz sieben Kilometer, und in einer halben Stunde ist man am Strand oder in den Adelaide Hills.
Nach dem ersten Überblick in der Stadt wollte ich als nächstes unbedingt in die
Adelaide Hills fahren. Die Auffahrt und die gewundenen Straßen erinnerten mich ein wenig an den Wienerwald in der Umgebung Wiens. Zunächst war es gar nicht einfach, die richtige Einfahrt in die Straße der Hügel zu entdecken, der ich dann lange Zeit folgen wollte. Aber einmal im richtigen Straßennetz angelangt war es in der Folge leicht, den weiteren Weg zu finden. Gleich zu Beginn gewann ich stark an Höhe und hatte immer wieder schöne
Adelaide Hills, Gorge Scenic Drive
Ausblicke auf Adelaide. Der sich um die Hügel schlängelnde Straßenverlauf war überaus anziehend und hinter jeder Kurve warteten neue Überraschungen. Da lagen kleine Seen, Weingärten und Wälder dicht beieinander. Meine Reise führte mich über den
Gorge Scenic Drive, wo sich farbenfrohe herbstliche Weinflächen mit steilen Höhenrücken, die in hügelige Kuppen abfielen, abwechselten. Insgesamt liegen über fünfzig Weinkeller in den Adelaide Hills verstreut, und auch die Künste und das Kunsthandwerk florieren hier. Genauso gut lassen sich in den Hügeln Käse, Schokolade, Bier und Apfelwein oder auch handgemachtes Brot mit ebensolcher Marmelade genießen. Wer will kann eine Mountainbike-Tour unternehmen, einen malerischen Golfplatz bespielen, einen Wildlife-Park besuchen oder eine steile Felswand hinaufklettern. Über
Woodside näherte ich mich
Hahndorf an, was mein nächstes Ziel war.
Das historische Hahndorf wurde im Jahr 1839 von deutschen Einwanderern gegründet und ist Australiens älteste bestehende deutsche Siedlung. Viele der Originalgebäude aus dieser Zeit stehen noch und laden zu einem Erkundungsgang durch den Ort ein. Im August des Jahres 1838 verließ ein Segelschiff mit religiös verfolgten Auswanderern unter
dem Kommando von Kapitän
Dirk Meinert Hahn den Hamburger Hafen für eine lange Seereise nach Südaustralien. Nach einer Reise voller Schwierigkeiten durch Krankheiten, sturmzerfetzten Segeln und insgesamt elf Verstorbenen landete das Schiff im Dezember 1838 in der Holdfast Bay. Nach mehreren anfänglichen Enttäuschungen hatte der Kapitän die Gelegenheit, Ackerland zu kaufen. Es wurden auch Saatgetreide, Kühe, Hühner, Enten, Gänse und Schweine zur Verfügung gestellt. Die Siedler nannten ihr Dorf aus Dankbarkeit Hahndorf. Im Februar 1939 segelte der Kapitän wieder zurück nach Deutschland und Hahndorf existiert noch heute.
Bei meinem Besuch im April 2014 feierten die Hahndorfer gerade ihr 175jähriges Bestehen. Der Ort, der im Wesentlichen aus einer langen Zeile mit einigen Nebenstraßen besteht, ist zweifelsfrei ein schöner Platz, wenn auch da und dort kitschig und eine Parodie seiner selbst. Ich wanderte die Straße entlang, vorbei an den
Pioneer Memorial Gardens mit dem Denkmal des Kapitän Hahns, dem German Arms Hotel, Galerien, kleinen Geschäften und Cafés. Die deutsche Sandsteinarchitektur ließ sich auch leicht an der
Alten Mühle erkennen, deren efeubehangene Fassade in der
Adelaide Hills, beim Hofbräuhaus in Hahndorf
Abendsonne glänzte. Erstmals in meinem Leben besuchte ich auch ein
Hofbräuhaus, das an Kitsch und schlechtem Geschmack aus meiner Sicht nicht zu überbieten war. Aus Lautsprechern erklang entsprechende deutsche Musik. In einem kleinen Laden wurden Süßigkeiten feilgeboten. Die beiden jungen Damen sprachen leider kein Deutsch, waren aber sonst sehr freundlich. Die
Hahndorf Academy aus dem Jahr 1857 stellte Objekte aus der Zeit der Pionierfamilien aus und beherbergte auch eine interessante Kunstgalerie mit Originalzeichnungen von
Sir Hans Heysen, dem bekannten Landschaftsmaler und Hahndorf-Einheimischen. Im Haus der Academy war das Info-Centre beheimatet, und die ältere Dame sprach zwar auch nicht Deutsch, konnte aber auf deutsche Vorfahren verweisen. Das war ein sehr nettes Gespräch. Ihr Ehemann war Australier, und da waren schon auch optische Unterschiede auszumachen. Hahndorf war meinen Besuch jedenfalls wert gewesen, da ich viele neue Eindrücke gewonnen hatte. Es war zu damaliger Zeit noch weniger leicht gewesen als heute, sein altes Zuhause aufzugeben, und in eine vollkommen neue Welt aufzubrechen.
Adelaide Hills, Blick vom Mount Lofty ins Piccadilly Valley
Zu einem Besuch der Adelaide Hills gehört zweifelsfrei auch die Auffahrt auf den Mount Lofty, der höchsten Erhebung der
Mount Lofty Ranges. Von dieser beliebten Touristenattraktion gewann ich einen klaren Überblick über die ohnehin nicht schwer zu überschauende Metropole. Adelaide breitete sich darunter bis zum Meer in einer Ebene aus. Sehr schön zu erkennen waren das rechtwinkelige Geschäftszentrum (CBD) mit den höchsten Gebäuden Adelaides und auch der Flughafen. Leider fiel der Blick Richtung Westen, und gegen die Sonne war es zu diesem Zeitpunkt so gut wie unmöglich, brauchbare Fotos zu schießen. Das bedeutete, ich musste zu einer früheren Zeit nochmals heraufkommen. Der Mount Lofty ist nicht nur ein begehrter Aussichtspunkt, sondern auch ein wichtiger Messpunkt. Seine Lage beeinflusst das Wetter. Zum Glück gab es auf der anderen Seite noch einen Blick in das traumhaft gelegene fruchtbare, gut-bewässerte
Piccadilly Valley. Die Aussicht in die bunte Hügellandschaft entschädigte mich für die Enttäuschung in Richtung Adelaide. An der Auffahrt auf den Berg lag das
Mount Lofty House, das ursprünglich zwischen 1852 und 1858 erbaut worden war. Von einem schweren Buschfeuer im Jahr 1983 zerstört, erstrahlte es nach der Restaurierung wieder in altem Glanz mit einer großen Boutique, einem Hotel und einem Restaurant mit Blick auf das Piccadilly Valley. Ich fuhr in das Anwesen und erfreute mich an der Schönheit des Gebäudes und der Lage am Hügelabhang.
Nach meinem Ausflug aufs Land war am nächsten Tag wieder die City angesagt. Vormittags hatte ich ein paar lästige Routinearbeiten wie Wäsche waschen zu erledigen, bevor ich mit der Tram ins Zentrum aufbrechen konnte. Der Masterplan bei der Gründung von Adelaide im Jahr 1836 war im Grunde sehr einfach: man wollte ein Stadtzentrum in der Größe einer Quadratmeile mit viel offenem Raum erschaffen. Die Straßen wurden als Gitter angelegt und mit einem Grüngürtel eingefasst, den heutigen
Parklands. Als ich am Victoria Square ausstieg, fiel mir erneut auf, wie großzügig und durchdacht diese Stadt geplant worden war. Hier gab es nirgends ein Gedränge oder eine Enge, alles lag offen, breit und weit vor meinen Füßen. Ich ging die paar Schritte vorbei am Central Market zur
Chinatown, die direkt angrenzte. Das Viertel der Chinesen war ein klar abgegrenzter Bereich und einfach zu überschauen. Wie üblich gab es überall viele Farben und die Gastronomie stand im Mittelpunkt. Am
Food Plaza konnte man zwischen chinesischen, thailändischen, japanischen, koreanischen und vietnamesischen Restaurants auswählen. Das sah alles sehr geschmackvoll und lecker aus, und beinahe hätte ich mir etwas bestellt, obwohl ich gar nicht hungrig war.
Adelaide-The Cathedral Church of St. Francis Xavier
Nach kürzester Zeit hatte ich alles gesehen und wanderte zu der am östlichen Ausgang des Victoria Square liegenden
Cathedral Church of St. Francis Xavier weiter. Das attraktive Kirchengebäude hatte einen prominenten Standort, und zwischen der Kathedrale und einem gegenüberliegendem Hochhaus verlief herrlich breit mit Aussicht auf die Adelaide Hills die
Wakefield Road. Die römisch-katholische Kirche im neo-gotischen oder auch victorianisch-gotischen Stil, einer Architektur Bewegung aus England in den späten 1740er Jahren, besticht durch einen 36 Meter hohen Turm, ist rund 57 Meter lang und knapp 30 Meter breit. Die Grundsteinlegung zum Bau erfolgte im Jahr 1856, und der Turmbau begann im Jahr 1887. Die endgültige Fertigstellung erfolgte erst im Jahr 1996! Obwohl die Kathedrale, sowohl was die Größe als auch die Ausstattung betrifft, nicht mit den großen europäischen Kirchen mithalten kann, war sie für mich ein sehenswerter Blickfang, möglicherweise auch bedingt durch die Alleinstellung in der Straße. Auch im Inneren wirkte das Hauptschiff mit den Säulenreihen und den Spitzbögen fast ein wenig zierlich. Ein übereifriger Security-Mann wollte unbedingt mit meiner Kamera Fotos von mir machen, und war dann offensichtlich technisch nicht in der Lage dazu.
Über den Victoria Square kam ich vorbei an der Flinders University in die King William Road zum
Victoria Tower und der der
Town Hall. Das waren klarerweise zwei willkommene Fotoziele. Der King William Road folgte ich über die Rundle Mall zur North Terrace. Die North Terrace ist eine breite Straße mit ebensolchen Gehsteigen und Grünzonen. Bald stand ich vor dem Denkmal des auch hier allgegenwärtigen Forschers und Seefahrers
Matthew Flinders (1774-1814). Neuerlich ging ich an der Nationalbibliothek, der Universität mit der gotischen
Bonython Hall, einer großen Festhalle für feierliche Anlässe, der etwas zurückgesetzten
Elder Hall und vielen anderen nennenswerten Gebäuden inklusive eines Spitals vorbei. Am nordöstlichen Ende des CBD liegt der
Adelaide Botanic Garden aus dem Jahr 1855. Da Adelaide ein sehr gemäßigtes Klima aufweist, beschert der rund ums Jahr blaue Himmel der Stadt im Winter durchschnittliche Temperaturen von etwa 16 Grad Celsius und im Sommer von 28 Grad. In gelegentlichen Hitzeperioden kann es bis zu 40 Grad heiß werden. Dadurch ist es möglich, einen botanischen Garten mit einer großen Pflanzen- und Baumvielfalt aufrecht zu erhalten. Der herrliche Park spiegelte eine nordeuropäische Landschaft wider, ergänzt um eine Reihe historischer Häuser.
Adelaide-The Botanic Gardens, Palm House
Durch das Eisentor mit den beiden Laternen betrat ich die Gärten und fühlte mich gleich wohl. Alles war bestens gepflegt und wunderschön angelegt. Natürlich waren jede Menge mediterrane und subtropische Pflanzen zu sehen, und es gab auch zwei Gewächshäuser. Mein primäres Ziel war das großartige
Palmenhaus aus Glas und blauen Mosaiksteinen. Das Haus war nicht nur von außen eine Wucht, sondern auch im Inneren ein besonderer Genuss mit herrlichen Pflanzen. Es gab noch Springbrunnen, eine Baumallee mit 150jährigen riesigen Ficusbäumen
(Murdoch Avenue) und das lehrreiche
Regenwaldhaus, in dem unter anderem auf den dramatischen Rückgang dieser Vegetationszonen hingewiesen wurde. Im Bereich der
First Creek Wetlands wurde das gesamte Wassermanagement der Gärten über ein ausgeklügeltes Pumpensystem durchgeführt. Ein kleiner Lookout verschaffte einen Überblick. Am nördlichen Ausgang verließ ich den Garten wieder und kam neuerlich in eine Parkzone rund um den
River Torrens.
Adelaide-nördlich des CBD, St. Peter´s Cathedral
Gleich nach den Botanischen Gärten lag der
Zoo, und dann war ich schon am River Torrens angelangt, der sich idyllisch zwischen Adelaide City und North Adelaide schlängelt. Obwohl ich eigentlich im Zentrum war, strotzte in dieser Gegend alles nur so von Grün. Ich überquerte den Fluss, kam zu den Universitäts-Sportgründen und blickte auf die imposante
St. Peter´s Cathedral, die wegen einer Veranstaltung leider geschlossen war. Das
Adelaide Oval ein Stück weiter südlich wird als der angeblich schönste Cricket-Platz weltweit bejubelt. Im Winter werden in diesem wirklich Aufsehen erregenden Stadion die Spiele der South Australian National Football League durchgeführt. Mein Weg führte mich weiter über den River Torrens Kai über die halbkreisförmig geschwungene kultige Brücke zum
Intercontinental Hotel und zum
Convention Centre. Am Kai waren Kunstwerke ausgestellt und das Ambiente passte perfekt zu den vielen Lokalen direkt am Fluss bei einem Sonnenuntergang. Ich war nun wieder an der North Terrace angelangt, wo sich der schöne und saubere
Bahnhof, sowie daneben das
Casino befanden. Auf einem freien Platz neben dem Casino am Ausgang zur King William Road standen interessante aber für mich nicht definierbare Skulptur-artige breite Säulen, vermutlich in den
Adelaide-nördlich des CBD, River Torrens Kai mit Adelaide Oval
Farben des Bundesstaates. Es gelang mir nicht, herauszufinden, worum es sich dabei exakt handelte.
In dieser Nacht hatte ich ganz schlecht geschlafen. Mein subjektiver Druck war in den vergangenen Tagen sukzessive angestiegen. Verantwortlich dafür zeichneten der laufende immense Arbeitsaufwand am Computer und insbesondere auch die Preisexplosion meines Fluges ins
Outback. Grundsätzlich hatte ich kein Problem damit, für gute Leistungen entsprechend zu bezahlen, aber genau an diesem Punkt spießte es sich häufig in Australien. Die Preise waren so gut wie immer hoch, wenn man als Individualreisender unterwegs war, und die Qualität oft schlecht bis katastrophal. Das Problem bestand darin, dass nicht wirklich Alternativen zur Verfügung standen. Ein Backpacker-Dasein kam für mich nicht in Frage, und bei stinknormalen durchschnittlichen Hotels landete man sofort bei AUD 200 pro Tag (rund € 140). Das war mit Mietwagen, Benzin, Essen, Eintrittsgebühren und sonstigen Ausgaben einfach auf Dauer zu viel. In Glenelg beim Flight Centre ging man eiskalt vor. Nicht nur, dass das Büro einen schlechteren im Vorhinein festgesetzten Umrechnungskurs angewandt hatte, kamen bei Bezahlung mit Kreditkarte nochmals ein Prozent Aufschlag hinzu. Ich konfrontierte die Dame damit. Es passierte, was
immer in Australien passiert war, wenn man Mitarbeiter zur Verantwortung bringen will. Sie redeten sich auf ihre Firma aus, immer vergessend, dass sie Repräsentanten derselben waren. Gerne hätte ich mehr über Konsumentenrechte in Australien erfahren, doch dazu fehlten mir die Zeit und auch die Geduld. Jedenfalls hatte ich nicht einmal das Gefühl, in diesem Land abgezockt zu werden. Die Preise waren einfach häufig richtig unverschämt im Verhältnis zur erbrachten Leistung. Unmündigkeit der Mitarbeiter, eine schlechte Ausbildung, Inkompetenz, kundenfeindliches Verhalten und Desinteresse im Allgemeinen waren aus meiner Sicht deutlich häufiger vertreten als in Österreich. Australien kann froh sein, derart viele schöne Plätze bieten zu können, dass die Touristen faktisch von alleine kommen. Allerdings traf ich Unmengen von Campern mit Wohnwagen oder Zelt und Backpacker. Viele Australier können sich ihr eigenes Land nicht mehr leisten, wie mir oft berichtet wurde.
Im Internet hatte ich einen Hinweis auf einen buddhistischen Tempel in Adelaide gefunden. Ich schrieb mir die
North Adelaide-Brougham Place Uniting Church
Adresse auf und ließ mich mit dem Navi hinleiten. Groß war die Enttäuschung als sich der vermeintlich schöne Tempel mit dem Namen
Wat Rattanaprateep Vihara als normales Haus mit ein paar Verzierungen, einer Buddha-Figur im Garten und versperrt präsentierte. Der Besuch endete als Totalflopp. Da der Flughafen gleich nebenan lag, schaute ich einen Sprung vorbei, um meinen Autovermieter ausfindig zu machen, bei dem ich nach drei Monaten in wenigen Tagen meinen Toyota würde zurückgeben müssen. Nach dem kurzen Aufenthalt am Flughafen fuhr ich nochmals in die City und von dort weiter über die North Terrace nach
North Adelaide. Die Vorstadt liegt nördlich des River Torrens auf einem Hügel und ist von der City durch den Fluss und die weiten Parklands getrennt. North Adelaide ist wie die City in einem gitterförmigen Raster angelegt und leicht zu überblicken. Bei der Anfahrt blieb ich nochmals an der St. Peter´s Cathedral stehen, die am Vortag geschlossen war. Diesmal klappte es besser, und von Mitarbeitern erhielt ich eine Broschüre über das schöne Gotteshaus. Die Kathedrale war die größte in Adelaide und wie die Kathedrale am Victoria Square im englischen
Gothic Revival Stil zwischen 1869 und 1877 erbaut worden. Die endgültige Fertigstellung erfolgte im Jahr 1904.
Auf halber Höhe der Hügelauffahrt stoppte ich nochmals und blickte mich in den Parklands um. Ein Stück oberhalb am Rande des Grüns stand die ebenfalls ansehnliche
Brougham Place Uniting Church als Licht am Hügel, wie das Schild den Passanten mitteilte. Sie war leider verschlossen. Von der Anhöhe sah man auf die Adelaide Hills und die höheren Gebäude des River Torrens Kai. Im North Adelaide Village spazierte ich durch einige Straßen und fand vereinzelt interessante Häuser, ein Einkaufszentrum, die North Adelaide Baptist Church und viele nette Lokale zum Ausgehen. Wie fast überall in der Stadt war es eher ruhig und nicht überlaufen. In gehörigem Abstand führen rund um North Adelaide breite Straßen, die als Terrassen bezeichnet waren. Das wollte ich gesehen haben und fuhr einmal auf diesen rund herum. Für weitere Erkundungen war ich an diesem Nachmittag zu müde.
Das
McLaren Vale ist die Wiege der Weinindustrie von South Australia und kann heute einige der ältesten Rebstöcke der Welt vorweisen. Die ersten Weinreben wurden im Jahr 1838 im McLaren Vale gepflanzt. Etwa 65 Weinkellereien, die meisten von ihnen kleine Betriebe, sind hier angesiedelt. Hinzu kommen 270 unabhängige Weinbauern. Der
McLaren Vale Tourist Drive
Shiraz Trail, der entlang alter Bahngleise vom McLaren Vale nach
Willunga führt, kann zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Rücken eines Pferdes erkundet werden, um die Stimmung der Region einzufangen. Es stehen auch zahlreiche Kunst- und Kulturangebote zur Auswahl. Das McLaren Vale liegt eingebettet zwischen den sanft geschwungenen Mount Lofty Ranges, der
Willunga Abbruchkante und den Stränden des Gulf Saint Vincent in einer Ebene und bietet dem Besucher überaus malerische Landschaften. Aufgrund des mediterranen Klimas herrschen in diesem Weinbaugebiet ideale Bedingungen für die Reben, wobei der Shiraz die bedeutendste Rolle einnimmt. Das McLaren Vale ist gleichzeitig ein ausgezeichneter Startpunkt, um weitere Gebiete der
Fleurieu-Halbinsel zu erkunden und liegt etwa 35 Kilometer südlich von Adelaide.
In diesen Tagen war ich etwas erschöpft, doch die Zeit rann dahin bis zu meinem Abflug nach Alice Springs, und es gab noch so viel zu sehen. Die Gebiete weiter nördlich von Adelaide mit weiteren sehenswerten Nationalparks und Weinregionen hatte ich geistig bereits abgehakt, das war in der restlichen Zeit nicht mehr unterzubringen. Mittags brach ich über den Southern Expressway ins bekannte
McLaren Vale Tourist Drive, Onkaparinga River National Park
McLaren Vale auf. Von Glenelg dauerte es nur etwa dreißig Minuten bis ich dort ankam. An der Ausfahrt passierte ich das große
South Australian Aquatic and Leisure Centre. Im McLaren Vale und Fleurieu Visitor Information Centre besorgte ich mir eine Karte und startete sofort den
Tourist Drive, der ungefähr dreißig Kilometer lang war. Der Ort selbst war nicht besonders anziehend, doch durch die sanften Weinhügel zu cruisen, hatte seinen Reiz. Laufend legte ich Stopps ein, um schöne Ausblicke zu genießen. Dann kam ich ein wenig überraschend zum
Onkaparinga River National Park. Der Onkaparinga River ist der zweitlängste Fluss in South Australia und fließt im Nationalpark durch eine Schlucht mit eindrucksvollen Steilwänden. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an der Wegbeschreibung orientiert hatte, doch dann startete ich meine kurze Wanderung zum Fluss. Nach kurzer Zeit kam ich zur Kletter- und Abseilzone, wo lebhafter Betrieb herrschte. Unten in der Schlucht sah ich den Fluss, eingegrenzt von steilen Felswänden. Es war sehr heiß. Ich stieg die steilen Treppen wieder empor und setzte meine Reise nach dem kurzen Abstecher durch das Weinland fort. Vom
Chapel Hill, der seinen Namen der aus Eisenstein erbauten Kapelle aus dem Jahr 1865 verdankt, war der Ausblick besonders schön. Es hätte noch weitere Wanderrouten in die Schluchten des Nationalparks gegeben, doch mein Programm ließ keine weiteren Verzögerungen zu.
Victor Harbor-Granite Island, Pferdestraßenbahn
Über Willunga fuhr ich weiter Richtung
Victor Harbor, dem Hauptort an der
Encounter Coast im Süden der Halbinsel Fleurieu. Kurz blieb ich an einem Lookout auf einem Hügel nahe der Autostraße stehen, wo ich aber nicht allzu viel zu sehen bekam. Gegen 16 Uhr erreichte ich Victor Harbor, wo ich vom
Gleinigs Hill Lookout bereits
Granite Island und
The Bluff, einen runden markanten Felsen im Hintergrund, erkennen konnte. An der Waterfront in Victor Harbor war es dann einigermaßen schwer, einen Parkplatz zu bekommen. Es war Sonntag und ein Rummelplatz, sowie die Hauptattraktion der Stadt, Granite Island, hatten die Massen angezogen.
Granite Island ist eine unbewohnte kleine Insel in der Encounter Bay mit einer Fläche von 25 Hektar. Sie wird jährlich von mehr als 700.000 Besuchern aufgesucht und ist der am häufigsten besuchte Erholungspark in ganz South Australia. Die Granitfelsen haben durch eine bestimmte Art von Verwitterung rundliche Formen angenommen und sind besonders attraktiv anzusehen. Ursprünglich war die Insel mit dem Festland verbunden, doch die Landverbindung erodierte. Das Granitvorkommen, welches vor 480 Millionen Jahren entstanden war, reicht bis in eine Tiefe von zehn Kilometern
Victor Harbor-Granite Island mit The Bluff im Hintergrund
in die Erdkruste. Über die gesamte Insel erstreckt sich der
Granite Island Recreation Park, in dem ein malerischer Rundwanderweg entlang der Küstenlinie bis zu einem Restaurant führt. Nach Einbruch der Dunkelheit können interessierte Gäste auf einer geführten Tour Zwergpinguine sehen und beobachten, wovon mehr als 2.000 Exemplare auf der Insel leben und brüten. Die Insel ist durch eine 630 Meter lange
Holzbrücke aus dem Jahr 1875 mit dem Festland verbunden, über die man entweder zu Fuß oder mit der doppelstöckigen Pferdestraßenbahn, der
Horse-drawn Tram, auf das Eiland gelangt. Von Juni bis September lassen sich von der Insel aus oder auf speziellen Bootstouren Wale beobachten.
Nach ein paar schnellen Infos im Besucherzentrum spazierte ich über die Brücke. Auf halbem Weg kam mir die voll besetzte Pferde-Tram entgegen. Das war ein echtes Spektakel! Viele Schautafeln am Weg erzählten über die Geschichte der Region und die reichhaltige Tierwelt. Auch in dieser ursprünglich als sicher angesehenen Bucht scheiterten einige Schiffe in den Anfängen der Kolonisation. Victor Harbor machte sich eine Zeit lang auch Hoffnungen, die Hauptstadt der Kolonie zu werden, was, wie man heute weiß, aber nicht geklappt hat. Der Name Encounter Bay geht auf eine
Victor Harbor-Blick von The Bluff auf die Encounter Bay und Granit Island (rechts mittig) in der Abenddämmerung
Begegnung der beiden Seefahrer und Forscher
Captain Matthew Flinders mit Crew auf der Investigator aus England und
Captain Nicholas Baudin mit Mannschaft auf der Le Geographé aus Frankreich im April 1802 in der Bucht zurück.
Entlang des
Kaiki Trails waren einige Lookouts eingerichtet, von denen aus man die schönen runden Steine am Ufer bewundern und in alle Richtungen schauen konnte. Hier gab es wirklich viel zu sehen. Am Ende des Weges gelangte ich zum Hafendamm (Breakwater), der im Jahre 1882 mit 200.000 Tonnen Granitgestein angelegt worden war. Kein Stein des Schutzwalls wog weniger als zwanzig Tonnen. Eine große Leistung für die damalige Zeit. Langsam kehrte ich wieder aufs Festland zurück und fuhr mit dem Auto ans Ende der Bucht zum
Rosetta Head (The Bluff). Es war mein erklärtes Ziel, den Hügel zu erklimmen und die Abendstimmung einzufangen. Beim Aufstieg kam ich an einer alten Kupfermine aus 1863 vorbei. Vom Gipfel hatte ich eine fantastische Sicht über die gesamte Bucht, die Stadt und Granite Island. Das war ein würdiger Abschluss meines langen Ausfluges. Bei der Rückfahrt wurde es finster und es gab auch ein Planquadrat der Polizei, aber glücklicherweise in der anderen Fahrtrichtung. Während meiner gesamten Reise wurde ich noch kein einziges Mal von der Polizei in einem Land angehalten. Das war wirklich großartig.
Der Meereshafen
Port Adelaide liegt fünfzehn Kilometer nordwestlich der City und befindet sich in einer Phase der Aufwertung. Er bildet das historische maritime Herz von South Australia und beherbergt einige der schönsten Altbauten im ganzen Staat. Die seinerzeitige Gründung erfolgte im Jahr 1840, doch in der Zwischenzeit haben sich die alten Lagerhäuser in Plätze der Kunst und Museen verwandelt. Angeblich soll sogar die einzigartige Straßenbahnlinie Adelaides bis zum Hafen verlängert werden. Bei meiner Anreise klärte mich eine Hinweistafel bereits über die vielen Möglichkeiten am Hafen auf. Neben der Besichtigung des geschichtlichen Kulturerbes auf eigens gekennzeichneten Routen, konnte man in Museen oder Galerien abschweifen, Schiffsfahrten unternehmen, Märkte besuchen oder auf die nahen Strände und Marinas ausweichen. Schon bei der Parkplatzsuche fielen mir die vielen schönen alten Häuser in bunten Farben auf. Wie gewohnt startete ich meinen Besuch im wunderschönen Visitor Information Centre, dessen Eingang unter kleinen Arkaden verborgen war. Eine Einwanderin aus Serbien gab mir bereitwillig Auskunft.
Der alte
Leuchtturm aus 1869, der am Ende der Straße am Ufer des
Port Adelaide River stand,
Adelaide-Port Adelaide mit Port Adelaide River und Leuchthaus
weckte sofort meine Aufmerksamkeit. Die Eisenkonstruktion wurde in England vorgefertigt und in Teilen nach Australien verschifft. Der ursprüngliche Standort am Eingang zum Port Adelaide River wurde im Jahr 1901 aufgegeben. Nach einigen Platzwechseln wurde der Turm renoviert und im Jahr 1986 vom South Australian Maritime Museum an der aktuellen Stelle wieder aufgebaut. Es war möglich, die engen Metallstufen bis auf eine kleine Aussichtsplattform hinauf zu steigen. Die Luke auf die Plattform war so schmal, dass ich meinen Rucksack abnehmen musste. Von oben konnte ich mir eine gute Übersicht über die Hafenanlagen und den historischen Bezirk verschaffen.
Im alten Lagerraum am Queens Kai fand gerade ein Markttag des
Fishermen´s Wharf Markets auf zwei Ebenen statt. Es war wie meistens einfach interessant, durch einen derartigen Platz zu schlendern. Ich hatte keine Absicht, hier irgendetwas zu erstehen. Was mich weit mehr interessierte, war eine Fahrt mit dem Port River
Dolphin Explorer. In den Flussgewässern hielten sich nach übereinstimmenden Aussagen Delphine auf, so nahe bei einer Stadt wie sonst nirgendwo. Ich notierte die Abfahrtszeit und spazierte in der Zwischenzeit durch den historischen Teil des Hafens. Für den Besuch all der Museen und interessanten Gebäude hätte ich einen halben Tag gebraucht. Mein Dolphin Cruise startete um 14 Uhr und diesen wollte
Adelaide-Port Adelaide, Port Adelaide River
ich keinesfalls verpassen. Zwar konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, inmitten dieser Schiffsanlagen und großen Schiffe Delphine zu sehen, aber probieren wollte ich es dennoch, auch um die Hafenausfahrt kennenzulernen.
Das zweigeschossige Ausflugsschiff legte mit Verspätung langsam ab und fuhr den Fluss Richtung Meeresmündung. Wir ließen das Leuchthaus und einen alten Zweimaster an der Mole zurück, passierten unter einer Brücke und waren bald im Industriebereich des Hafens angelangt. Zwei große Frachter lagen am Kai und auf der anderen Seite wurde ein Kriegsschiff in einer Werft in Stand gesetzt. Das Wasser schien ziemlich sauber zu sein. Von Delphinen war nichts zu bemerken. Im Hintergrund sah ich auf die Ebene der Stadt und in die Adelaide Hills. Später tauchten am Ufer Mangrovenwälder auf. Unser Schiff drehte am Ende der
Halbinsel LeFevre nahe am Meereseingang um, ohne dass die geringste Spur eines Delphins zu sehen gewesen war. Anstelle dessen konnte man in aller Ruhe die verschiedenen Industrieanlagen betrachten. Ganz zum Schluss, als ich schon längst keine Hoffnung mehr hatte, tauchte plötzlich vor einem kleinen Sandstrandabschnitt ein Delphin auf und sprang ein paar Mal über das Wasser. Das Tier war jedoch zu weit weg, um ansprechende Fotos zu machen. Das war aber immerhin das erste Mal, dass ich in Australien einen Delphin in freier Wildbahn erlebt hatte.
Auf der anderen Seite der Halbinsel liegen berühmte und schöne Strände Adelaides, die ich nach dem River Cruise besuchte.
Semaphore war einer davon. Der weiße Sand, das herrliche Wasser und das bunte Treiben an diesem herrlichen Ort waren sensationell. Die
Semaphore Road ist einer der breitesten und attraktivsten
Boulevards von Adelaide und war es wohl wert, abgefahren zu werden. Am Küstenvorland standen niedrige geschmackvolle Villen, eine Art Liliputbahn fuhr vor den weißen Dünen die Promenade auf und ab, und am Semaphore Jetty hingen dutzende bunter
Kites in der Luft. In Semaphore findet zu bestimmten Terminen das
Kite Festival statt. Obwohl das Wasser schon kühl war, waren Unmengen von Menschen am Strand versammelt und spielten. Die Lufttemperatur betrug an diesem schönen Herbsttag um die 28 Grad. Ich ging die Promenade zurück zum Auto und fuhr den Boulevard weiter Richtung Norden zur
Largs Bay. Auch in der Largs Bay führte eine Holzmole hinaus aufs Wasser, doch hier waren weit weniger Menschen anzutreffen als zuvor in Semaphore. Ich rundete meinen Ausflug mit der Fahrt zum
Outer Harbor ab, wo ein Kreuzfahrtschiff vor Anker lag. Der Hafen war aber aus mir unerfindlichen Gründen strengstens bewacht, und kein Zugang möglich.
Zurück im Motel musste ich langsam an meine Abreise denken. Vor allem galt es, das Gewicht des Kofferinhalts so gut wie möglich zu reduzieren. Durch die monatelangen Autoreisen hatte sich erneut allerlei Krimskrams angesammelt, den ich keinesfalls ins Flugzeug mitnehmen konnte. Von manch treuen „Begleitern“ trennte ich mich nur sehr schwer, doch es blieb keine Wahl. Das Limit betrug 23 Kilogramm, und dieses Mal wollte ich es unbedingt schaffen.
Wesentliche Veränderungen meiner Tour durch Australien standen vor der Tür. Nicht nur, dass ich meinen treuen Leihwagen, der mich seit drei Monaten verlässlich begleitete, am nächsten Tag zurückgeben musste, würde ich auch von einem angenehmen warmen Herbstklima in Südaustralien in ein heißes trockenes Gebiet im geografischen Zentrum Australiens wechseln. Mein letzter Tag in Adelaide begann mit einigen Routinearbeiten, wie Wäsche waschen und mein Prepaid-Phone im Telstra-Shop neu aufladen lassen. Da ich keine Ahnung hatte, was mir Alice Springs bieten würde, war es besser, die Dinge noch im sicheren Hafen zu erledigen.
Adelaide Hills, Mount Lofty House
Das Programm für den Abschiedstag war eher bescheiden. Noch einmal wollte ich auf den Mount Lofty, um mir die Stadt von oben, aber diesmal ohne Gegenlicht, anzusehen. Und als Abschluss dachte ich, an einer Führung durch die bemerkenswerte
State Library teilzunehmen. Es war erneut ein herrlicher Herbsttag und kurz nach Mittag traf ich auf der großen Aussichtsplattform mit dem glockenförmigen Turm am Mount Lofty ein. Der Aussichtspunkt war wieder gut besucht, und ich hatte dieses Mal auch keine tiefstehende Sonne gegen mich, doch es war diesig, und die Sicht nicht einwandfrei. Glenelg mit der Holdfast Bay, der Flughafen und auch die City waren zwar deutlich zu erkennen, aber von einem weiteren Blick auf die Fleurieu-Halbinsel oder gar nach
Kangaroo Island, das an klaren Tagen in Sichtweite lag, konnte ich leider nur träumen. Im Geiste verabschiedete ich mich bereits von der liebgewonnen Stadt, während ich die letzten Blicke nach unten warf.
Auf der anderen Seite blickte ich noch einmal ins sonnendurchflutete Piccadilly Valley und fuhr auch nochmals durch das herrliche Anwesen des
Mount Lofty Hauses, das ein paar hundert Meter weiter unten ebenfalls mit großartigen Aussichten aufwarten konnte. Eine Dreiviertelstunde später stand ich an der
Adelaide Bridge unweit des CBD über dem Torrens River und blickte zum Convention Centre. Das war eine der besten Perspektiven innerhalb der Stadt.
Adelaide-State Library of South Australia
Ein wenig verspätet traf ich zur Führung durch die State Library of South Australia ein. In einer herausragenden mehrstöckigen Säulenhalle mit Informationsnischen im Grundgeschoss erklärte die selbst ganz begeistert wirkende Führerin die historische Entwicklung der Institution anhand verschiedener konkreter Beispiele in den Schaukästen. Der gesamte Gebäudekomplex war großzügig und modern ausgelegt, und ich staunte, was hier alles archiviert wurde. Auch deutschsprachige Medien schienen auf. Im Lese- und Studierraum standen Computer zur Verfügung. Viele Menschen aller Altersstufen nutzten die zur Verfügung gestellten Informationen. Ich erinnerte mich an meine Studienzeit, als ich in ähnlichen Einrichtungen für meine Arbeiten Material suchen musste. Manche Materialien waren auch auf Mikrofilm abgespeichert, was mit eigenen Lesegeräten dechiffriert werden konnte. In großzügigen mit Teppichen ausgelegten Vorhallen saßen Studenten am Parkettboden und arbeiteten. Nach der Führung besuchte ich nochmals die tolle Halle und ging in die oberen Stockwerke. In überaus gemütlichen Studiernischen arbeiteten ebenfalls Studenten umgeben von riesigen Bücherregalen. Ungemütlich war bloß das unangenehm kalte Gebläse der Klimaanlage. Aus diesem Grund saßen einige Leute auch fast winterlich angezogen an ihren Tischen. Ein Sicherheitsdienst kontrollierte den Bereich. Die State Library war tatsächlich ein außergewöhnliches Gebäude mit vielen Möglichkeiten für die Benutzer. Der Besuch bildete den Abschluss meines Aufenthalts in Adelaide.